grenzgänger:innen

Eine sinnliche Performance im Feld der Klangforschung jenseits der abendländischen Konzertmusik. natürliche stimme trifft auf elektronische klangsynthese. es gibt zu entdecken. wann wird einatem zu ausatem. wie und wann wird atem zu klang. wie entwickelt sich die poesie eines tones zur eruptiven klangkaskade. punkt wird universum. spiralförmig. unausrottbare hoffnung. kornelia tanzt butoh mit der stimme.

Kornelia Bruggmann: Konzept, Performance, Stimme, Körper
Joana Aderi: Elektronische Musik, Improvisation, Performance
Angie Müller: Bewegungsimprovisation, Licht, Tourbegleitung
Niki Wiese: Visuelle Gestaltung, Video, Fotografie
Christian Zehnder: Oreille de l’extérieur
Imre Thormann: Butoh-Tanzmeister
Ursula Rusch, «agathe» Design Couture: Kleid, zweite Haut
Fiona Zolg: Beratung Beleuchtung
David Leuthold: Produktion und Booking
Urs Vögeli: spiritus rector, in memoriam amantem

 

Mit freundlicher Unterstützung von:

 

 

Im Zentrum des neuesten Projekts der Stimmkünstlerin Kornelia Bruggmann steht die experimentelle Performance in der Umsetzung der Uraufführung des etablierten Schweizer Komponisten und mehrfachen Preisträgers Christian Zehnder. Die beiden Künstler:innen verbindet ein gemeinsames Interesse an der künstlerischen Nische im Feld der Obertonstrukturen musikalischer Ereignisse.

«Eine lange Reise durch die Wüste Gobi verführte mich, das urtiin duu (long song), das Oberton- und Untertonsingen (kirgaara) zu integrieren, wo Christian Zehnder mich heute mit seinem immensen Wissen und Können begleitet.»

Das Phänomen wird in der geplanten Zusammenarbeit Gegenstand der Klangforschung, welche in dieser Konstellation eine weit fortgeschrittene Reife zu versprechen vermag. In der Bearbeitung dieses Feldes werden zwei sich besonders für diese Phänomene geeigneten Medien zum Einsatz kommen: die natürliche Stimme und die elektronische Klangsynthese. Beide in ihrer ursprünglichen Form uneingeschränkt im stufenlosen Frequenzspektrum. Die Arbeit mit natürlichem Tonmaterial (Grundton und Teilungen) führt zu einer Verbindung mit dem Ursprünglichen und wirkt der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung der allgemeinen Trennung entgegen. Eine Erfahrung, die den beiden Künstler:innen ein zentrales Anliegen ist.

Für die Initiantin Kornelia Bruggmann ist es fester Bestandteil dieses Vorhabens, in Kooperation mit der Künstlerin Joana Aderi im Bereich der Elektronik aufzutreten. Sie ist als Bindeglied der beiden erfahrenen Musiker:innen Bruggmann/Zehnder und deren persönlichen Interessen zu verstehen. Während Kornelia Bruggmann in ihrer Offenheit sich auf ungeahnte Inspiration einlassen möchte, pflegt der Komponist und ebenfalls ausgebildete Sänger Christian Zehnder eine innige Beziehung zur Klangsynthese, welche gegenwärtig von der jungen Generation zu einer bislang unerreichten Auslotung der Grenzen getrieben wird. Dieser Umstand wird im vorliegenden Projekt zum Konzept. Die Auslotung des Komplementären interessiert die Künstler:innen gleich mehrfach. Vom Archaischen bis zur Notation sollen die Grenzen überschritten werden und zu einem sinnlichen Erlebnis führen, das die Grenzen der eigenen Erfahrung wiederum verschieben soll. Kornelia Bruggmann erzählt mit ihrem Schaffen Geschichten ohne Worte vom Jungsein und Altwerden, vom auf die Welt kommen, sich selber gebären und dem immer wieder sterben, sodass diese Grenzen aufhören, Grenzen zu sein.

«Als Sängerin höre ich nicht auf zu sein, wo meine Haut aufhört.»

 

Komplementär
Komposition – Improvisation
Synthese – Stimme
Monolog – Dialog
Kind – Mutter
werden – vergehen
jung – alt
analog – digital
eckig – rund
fertig – unfertig
weiblich – männlich
Konvention – Experiment
Feststellung – Verwandlung
Verdichtung – Auflösung
Kreuz – Spirale
Sprössling – Frucht
Punkt – Gerade
Materie – Geist

 

Die Auslotung der Peripherien wird in dieser Arbeit sich aufdrängende Fragen bearbeiten und zu neuen Verbindungen führen. Ist die Synthese nicht als Abbild der menschlichen Stimme zu verstehen? Als Reproduktion unserer Selbst? Materie ist verdichtete Schwingung und somit ist letztlich alles Schwingung. Demnach kann ich mich auch in Schwingung auflösen? Die Künstler:innen lassen sich leiten vom Verlangen, sich selbst auf eine andere Art zu erleben.

«Wir lassen uns ein auf das Neue, das uns möglicherweise entgleitet.»

In der Entstehung der Klangsynthese sehen die Künstler:innen einen dringenden Zusammenhang mit der Stimme. Für Christian Zehnder geht es um das Hörbarmachen, was das Gehirn erzeugt oder was im Universum zu sein scheint. Es sind dieselben Parameter, welche unterschiedliche Medien steuern. In dieser Tatsache sehen die Klangforscher:innen das Potenzial der Ergänzung im Gesamtkunstwerk. Eine untrennbare Verbindung, welche die Erfahrung eines neuen Selbst zu vermitteln vermag.
 

Das Ensemble

Kornelia Bruggmann hat sich für ihr Projekt «grenzgänger:innen» in persönlicher Verbindung ein Ensemble nach ihrer Vision des sinnlichen Erlebnisses im Feld der Klangforschung zusammengestellt. Mit Christian Zehnder tritt sie in den Dialog mit einem ebenfalls international etablierten Komponisten, Sänger, Forscher und Vermittler. Die langjährige Freundschaft soll zu einem Produkt mit starker persönlicher Identität beitragen.

Mit Joana Aderi hat Bruggmann eine Künstlerin ins Team geholt, die über die Interpretation hinaus mit starkem kompositorischem Hintergrund in den musikalischen Schaffensprozess integriert werden kann. Als Sängerin und Meisterin der elektronischen Klangprozession ist sie das verbindende Element zwischen Bruggmann und Zehnder

Bruggmanns Verlangen der Umsetzung von Bewegung in Klang wird unterstützt durch die Zusammenarbeit mit der Choreografin Angie Müller. Die wöchentlichen Körpertrainings und Recherchen von Bewegung und Stimme im dreidimensionalen Raum haben bereits Ende 2019 begonnen. Bis zur Premiere des Projekts «grenzgänger:innen» wird diese Zusammenarbeit eine kontinuierliche und intensive Schaffensphase beschreiben.

Mit Niki Wiese steht Kornelia Bruggmann eine visuelle Gestalterin als langjährige Weggefährtin zur Seite. Die erfolgreiche Zusammenarbeit besteht seit 15 Jahren.
 

Bilder
Stephan Trösch (Session 24.01.21, Session 24.06.21)
Niki Wiese (Titelbild)
 

aufführungen
8. mai 2022, jazzfestival schaffhausen (uraufführung)
4. september 2022, musica aperta, winterthur
17. juni 2023, schaffhauser kulturtage, bachturnhalle schaffhausengeplante tour bis Mai 2023 (infos folgen)
 

kontakt
Interessierte Veranstalter:innen nehmen bitte mit David Leuthold kontakt auf.

David Leuthold – Raum für Kultur
Im Städtchen 4
3235 Erlach
+41 31 503 12 92
www.davidleuthold.ch